Michael Haug wurde auf dem Fahrradflohmarkt der Grünen Liste sein über 30 Jahre altes Klapprad für 20 Euro los. Foto: Kreutzer
Artikel in der Rhein-Neckar-Zeitung am 24.4.2024:
Beim Fahrradflohmarkt gab es wieder fast alles, was rollt
„Gebraucht“ konnte beim Fahrradflohmarkt der Grünen Liste ganz Verschiedenes bedeuten.
Schriesheim. (bub) Gerade einmal 38 Kilometer hatte das E-Bike, Preis 100 Euro, seinem Verkäufer zufolge auf dem Tacho: „Ich habe von meiner Frau ein anderes übernommen.“ Das Klapprad Marke „Solist“, das Michael Haug am Samstag vor dem neuen Rathaus für 20 Euro anbot, war dagegen schon über 30 Jahre alt. „Ich hab’s beim Camping dabei gehabt“, erzählte Haug, mit einem Baguette in der Hand.
„Gebraucht“ konnte beim Fahrradflohmarkt der Grünen Liste ganz Verschiedenes bedeuten. Und auch „Fahrrad“ war in einem sehr weiten Sinne zu verstehen: Neben Dutzenden Trekking-, Stadt- und Kinderrädern wurden auch Tretroller, Skateboards und mindestens ein Bobbycar angeboten. Organisiert hatte die 16. Auflage des Flohmarkts wieder Heinz Waegner. Auch Lucas Gräbner ist in die Organisation, wie er formuliert, „mit eingestiegen“. Sein Vater, der 2010 verstorbene Detlev Gräbner, hatte den Flohmarkt mit initiiert (der ihm seither gewidmet ist). Er habe mit ihm zusammen viele Radtouren unternommen, erzählte Waegner. Sie hätten beide immer Wert darauf gelegt, „dass man nicht wegschmeißt, sondern repariert“.
Keine Räder mehr für Südafrika
Genau das hatte sich ein Mann zu Herzen genommen, der auf dem Festplatz eines der wenigen E-Bikes anbot. Eine Freundin habe das Rad wegen eines kaputten Bedienteils am Lenker loswerden wollen, berichtete der Schriesheimer. „Dann habe ich gesagt, das darf man doch nicht wegschmeißen.“ Er habe ein Ersatzteil besorgt, es einbauen lassen – und wolle jetzt einmal schauen, wie sich das E-Bike wieder verkaufen lasse. Schwierig war für die E-Bike-Verkäufer auf dem Flohmarkt allerdings, dass Kaufinteressenten nicht ohne Weiteres feststellen konnten, in welchem Zustand sich der Akku befand.
Wer sein Rad nicht verkaufen, sondern verschenken wollte, konnte es am Laster von Uwe Ascherl abgeben. Ascherl leitet den Weinheimer Standort des „Radhofs“, eines Inklusionsbetriebs, in dem Menschen mit und ohne Behinderung die gespendeten Fahrräder reparieren und wieder verkaufen. Auch mit schrottreifen Rädern könne der Radhof noch etwas anfangen, sagte Ascherl. Zur Not müssten sie für Ersatzteile herhalten. Früher brachte der Betrieb gespendete Räder aus Schriesheim nach Südafrika. Mittlerweile wurde das aber eingestellt, berichtete Ascherl. Der Aufwand lohne sich nicht mehr, etwa weil die Containerpreise „unerschwinglich“ geworden seien. „Man muss sich überlegen, ob man nicht direkt das Geld spendet“, so Ascherl. Die Radspenden, betonte er, dienten aber nach wie vor einem guten Zweck.
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